Zonen der Ver-Störung

Ausstellung

Daten
27.9.–31.10.1997

Ort
Marieninstitut, Kirchengasse 1
Graz

Die Ausstellung Zonen der Ver-Störung handelt vom Zusammenprall zwischen industriellen und postindustriellen Aktivitäten. Was dabei entsteht, sind neue, differenzierte und sich überschneidende „Zonen“, in denen die gegenwärtigen Transformationen politischer, ökonomischer, sozialer und geographischer Systeme und Räume ihre Effekte zeigen.
In der künstlerischen Auseinandersetzung geht es um das Phänomen der Verschränkung von aktiver Störung und reaktiver Verstörung. Die Zonen der Ver-Störung sind demnach physischer und psychischer Art; in ihnen greift die Topologie des Subjekts mit der Topographie der Welt ineinander. Sie fungieren als kritische Zonen der Wahrnehmung jener Effekte und Syndrome, die durch die alltägliche Praxis eines zunehmend brutalisierten Spätkapitalismus mitproduziert werden. „Störung“ und „Verstörung“ äußern sich in interventionistischen Arbeitern und performativen Aktionen wie auch in Inszenierungen von psychotischen Figuren, die von internalisierter Gewalt und Angst sprechen.

Die Zonen der Ver-Störung untersuchen darüber hinaus die sichtbaren und verborgenen Koordinaten politischer Machtausübung in den Domänen des sogenannten Öffentlichen und Privaten, des Urbanen und der weltumspannenden Netzwerke. Die künstlerischen Strategien wollen auch zeigen, wie politische Macht und Kontrolle auf allen Ebenen operieren, das heißt nicht nur in einer formalen politischen, „öffentlichen“ Praxis, sondern auch in einer informellen und „privaten“. Dabei wird sichtbar, daß die Begriffsbestimmung von „privat“ und „öffentlich“ sich verschoben hat, eine kategoriale Trennung zunehmend unsicher geworden ist.

In den Zonen der Ver-Störung manifestieren sich die unterschiedlichsten Konzeptionen vom „Körper“. Die KünstlerInnen thematisieren Schnittstellen, an denen die komplexen Beziehungen der materiellen, sozialen „Körper“ zu den realen und/oder virtuellen Räumen der Stadt oder zu jenen der Medien und der elektronischen Informationssysteme ihren Niederschlag finden.

„Körper“ erscheint dabei als eine Kategorie, die nicht gedacht werden kann, ohne das Geschlecht (gender) zu berücksichtigen – die immanente geschlechtsspezifische Positionierung der Menschen in deren Beziehungen zum Anderen, zur institutionellen und politischen Öffentlichkeit.

In der Logik der Ausstellungsthematik werden KünstlerInnen vertreten sein, die mit grenzüberschreitenden Strategien und Medien arbeiten: Aktionen und interaktive Arbeiten im Ausstellungs- wie auch im urbanen Raum, Arbeiten in den Medien und im Internet, auf Video und CD-ROMs. Ein Café mit einem Lese- und Internet-Raum bietet zusätzliche Möglichkeiten zur Kommunikation und Information.

Künstler:innen: Eija-Liisa Ahtila, Friederike Anders, Phyllis Baldino, Linda Bilda, Heath Bunting, Olga Chernysheva, Serge Comte, Veronika Dreier, Rainer Ganahl, Johan Grimonprez, Graham Harwood, Deborah Holland, Pierre Huyghe, Christian Jankowski, Katarzyna Kozyra, Christin Lahr, Violetta Liagatchev, LOKAL TV, Kristin Lucas, MAMAX, Dorit Margreiter, Tracey Moffatt, Ariane Müller, Muntean / Rosenblum, Anatoly Osmolovsky, Tony Oursler, Personal Information, Mathias Poledna, Linda Post, Graham Ramsay, Francesca da Rimini, Laura Ruggeri, Fiona Rukschcio, Wally Salner, Meike Schmidt-Gleim, Ann-Sofi Sidén, Peter Spillmann, Lisa Strömbeck, Alma Suljevic, Milica Tomić, Momoyo Torimitsu, Gillian Wearing, Carey Young, Jasmila Žbanić

Mediathek

01:02 / Video

Anatoli Osmolowski

1997
00:36 / Video

Muntean/Rosenblum

1997
Retrospektive
Retrospektive
Retrospektive