Artur Żmijewski
Plan B
In Between

Installation, Fotografien

Daten
20.9.–13.10.2019

Ort
Girardigasse 8 & Palais Attems
Graz

Produktionsangaben
Plan B
In Auftrag gegeben und produziert von steirischer herbst ’19

​In Between
Courtesy der Künstler und Galerie Peter Kilchmann (Zürich)

Plan B

In seiner Installation sucht Artur Żmijewski Zuflucht vor der drohenden politischen Katastrophe. Angesichts erstarkender nationalistischer Kräfte in Ost- und Mitteleuropa und inmitten der allgemeinen Ahnung bevorstehenden Unheils baut er in einem leerstehenden Grazer Ladenlokal einen Unterschlupf. Ideen dafür holt er sich vom Treiben der sogenannten Prepper und aus diversen Zombie-Szenarien. Aber auch Bunker und Dachböden, die Verfolgten während des Zweiten Weltkriegs Zuflucht boten, dienen Żmijewski als Inspiration. Seine Installation wäre vielleicht auch für Künstler*innen ein idealer Ort, um der Verfolgung rechtsgerichteter Populisten zu entgehen, die es auf Kunstinstitutionen und ihre Akteur*innen abgesehen haben. Sie könnte aber ebenso als ruhiges Versteck für rechtsgerichtete Politiker*innen dienen, die mit Schimpf und Schande aus dem Amt gejagt wurden. Żmijewski erforscht also unsere Sehnsucht nach eigenen Fluchtkapseln und inselhaften, getarnten Welten, in denen man sich getrost verschanzen kann, wenn es einmal wirklich eng wird.

 

In Between

Artur Żmijewskis Schwarz-Weiß-Porträts von außereuropäischen Migrant*innen in den Städten Europas veranschaulichen die Welle von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, die in den letzten Jahren den gesamten Kontinent erfasst hat. Seine Aufnahmen vergegenwärtigen eines der brutalsten Kapitel in der Geschichte der Porträtfotografie: den Einsatz von Porträts als Mittel systematischer Diskriminierung im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Gesichtsvermessungen mit Lineal oder Messschieber dienten damals zur Identifikation von sogenannten Rassenmerkmalen und kriminellen Physiognomien. Schädelumfang oder Nasenlänge legitimierten einen naturgemäßen Vorrang der einen sogenannten Rasse gegenüber der anderen. Oder sie dienten dazu, – in der Sprache dieser Zeit – „degenerierte und unreine Exemplare auszusondern“. Die Ergebnisse dieser einschlägigen Pseudowissenschaften lieferten biologische Vorwände für koloniale Gewalt und Völkermorde. Indem Żmijewski die Zielpersonen heutiger Ausgrenzungen genauso vermisst, erinnert er unnachgiebig an die Folgen der europäischen Quantifizierungsmanie aus dem 19. Jahrhundert, die heutzutage oft weniger offensichtlich in Form von biometrischen Pässen und Netzhautabtastungen fortlebt.

Retrospektive
Retrospektive
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