Daniel Mann und Eitan Efrat
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Installation / Auftragswerk

Daten
20.9.–13.10.2019

Ort
Forum Stadtpark
Graz

Produktionsangaben
In Auftrag gegeben und produziert von steirischer herbst ’19

Unterstützt von Flanders State of the Art

Wellness – so erfahren wir aus der neuen Videoinstallation von Daniel Mann und Eitan Efrat – hat manchmal eine grausige Vorgeschichte. Diese Arbeit erzählt in Filmen und Objekten von einem Heilstollen in der Nähe des österreichischen Kurortes Bad Gastein, den die Nazis 1942 von Zwangsarbeitern graben ließen, um Gerüchten über Goldvorkommen nachzugehen. Statt Gold fand man Temperaturen von über 40 Grad vor sowie hochkonzentriertes Radon – ein radioaktives Gas, das Linderung bei Rheuma und anderen Leiden versprach. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieser Stollen in eine Heilstätte umgewidmet, die bis heute in Betrieb ist, obwohl eine medizinische Wirkung der Behandlung niemals nachgewiesen werden konnte. Mann und Efrat durchdringen die erhabene Pracht der österreichischen Alpen, deren Verherrlichung traditionell für stramme Vaterlandsliebe, weiße Haut und – zumindest latent – auch für Faschismus steht, und untersuchen die Alpen kritisch als Nährstoff und Material ihrer eigenen Legenden. Im Wechsel zwischen mikroskopischen Bildern des Körperinneren und der gigantischen Bergkulisse verweist diese Arbeit auf traditionelle Analogien von Leib und Landschaft und auf die kultische Aufrüstung der Natur, wie sie für nationalsozialistische Biopolitik kennzeichnend ist. Je weiter Mann und Efrat in den Bad Gasteiner Heilstollen hinabsteigen, desto tiefer schürfen sie in den Gesteinsschichten der Landschaft und erweitern damit auch den Horizont der neuzeitlichen Geschichte um andere, sehr viel umfassendere zeitliche Bezüge.

Filmangaben:
Ausführender Produzent: Sirah Foighel Brutmann
Locationmanagerin: Christina Jauernik
Ton: Laszlo Umbreit
Produktion: Messidor, Brüssel
Steindesign und -produktion: Sina Ahmadi

Archivmaterial Thermalstollen Gastein-Böckstein, 1956, Courtesy Gesundheitszentrum Heilstollen, Bad Gastein
Ausschnitte aus einem Werbevideo, 2009, Courtesy Gesundheitszentrums Heilstollen, Bad Gastein

Sprecher*innen:
Dr. Martin Gaisberger, Leiter des Forschungsinstituts Gastein und des Instituts für Physiologie und Pathophysiologie der Universität Salzburg
Dr. med. Markus Ritter, Professor für Physiologie, Direktor und Vorsitzender des Instituts für Physiologie und Pathophysiologie der Universität Salzburg
Dr. Med. Liane Weber, Ärztin, Heilstollen, Bad Gastein
Prof. Dr. Fritz Gruber, Historiker, Bad Gastein

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Retrospektive
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