Kassiber

Projekt zwischen Kunst und Werbung
Multimedia Projekt, Öffentlicher Raum

Daten
17.10.–24.11.2002

Ort
herbstbar - Seifenfabrik, Grazer Stadtgebiet
Graz

Das Projekt Kassiber definiert den öffentlichen Raum als Text, als Kommunikationssystem, in dem man – analog zur architektonischen Ordnung der Stadt – herumwandern kann. Der französische Theoretiker Michel de Certeau sah das gesellschaftliche und technische Funktionieren der gegenwärtigen Kultur hierarchisiert durch die Tätigkeiten des Schreibens und Lesens. „Schreiben bedeutet, den Text zu produzieren, lesen bedeutet, den Text des Anderen zu rezipieren, ohne ihm den eigenen Stempel aufzudrücken, ohne ihn neu zu gestalten ... Was man in Frage stellen muss, ist leider nicht diese Arbeitsteilung, sondern die Gleichsetzung von Lektüre und Passivität.“ Mit dem Prinzip der Kodierung und Dekodierung von Botschaften, dem „Schmuggeln“ von Texten als Fremdkörpern in größeren Textkörpern oder auch in textbezogenen Aktionen, versucht Kassiber das Binom „Produktion – Konsum“, das Certeau äquivalent setzt zu „Schrift – Lektüre“, seiner gesellschaftlichen Zuordnung in Aktiv und Passiv zu entheben. Künstlerische Produktion heißt in diesem Sinne „Lesen“ im urbanen, kulturellen und politischen Kontext mit der Option, den einen oder anderen Satz „umzuschreiben“. Damit greift Kassiber Taktiken auf, die von einer politisch motivierten Kommunikationsguerilla entwickelt wurden und zunehmend auch in künstlerische Strategien wieder Eingang finden. Das für das Vorprogramm des steirischen herbst entwickelte Symbol, das auf den ersten Blick Sternbild so gut wie Straßenbahnplan oder Verbindung verschiedener Veranstaltungsorte gleichermaßen sein könnte, entwickelt sich zum Instrument der Entschlüsselung von Botschaften. Dieses Prinzip setzt sich in anderen Medien, koordiniert mit der Arbeit verschiedener Künstler-KollegInnen weiter fort. Zu Werbeträgern wie T-Shirts wird ein Tauschhandel mit Utensilien zur aktiven Transformierung der Kleidung in kollektive Texterzeugung initiiert, mit dem Ziel, die „Lektüre nicht nur als Gebärde des Auges, sondern des Körpers überhaupt zu definieren, und die Bewegungen der Lektüre am Körper selbst wiederzufinden.“ Die herbstbar soll dabei als Tausch- und Infobörse dienen. Da die Künstlerin sich seit einigen Jahren in ihrer Arbeit mit der Frage auseinander setzt, inwieweit etwas so Ephemeres wie ein Gerücht als Material im künstlerischen Prozess gesehen werden kann, ist auch die Lancierung eines solchen im Kontext des Kassiberprojektes nicht auszuschließen.

Konzept / Idee: Andrea van der Straeten
Künstlerin / Künstler / Gruppe: a.s.a.p.
Künstlerin / Künstler / Gruppe: Robert Buchschwenter
Künstlerin / Künstler / Gruppe: Mona Hahn
Künstlerin / Künstler / Gruppe: Anita Leisz
Künstlerin / Künstler / Gruppe: Gerald Pueringer
Künstlerin / Künstler / Gruppe: Michael Schuster
Künstlerin / Künstler / Gruppe: Andrea van der Straeten
Künstlerin / Künstler / Gruppe: Daniel Hafner

Retrospektive
Retrospektive
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