Gabriel Abrantes
Ornithes (Vögel, 2012)
Video
Gabriel Abrantes, Ornithes (Vögel, 2012), S16-mm-Film, 18′, Standbild, mit freundlicher Genehmigung von Mutual Respect Productions und des Künstlers
Daten
22.9.2022–12.2.2023
Details
HD-Video-Transfer eines S16-mm-Films, 18′
Französisch/Patois mit englischen Untertiteln
Ort
Neue Galerie Graz
Graz
Teil von
Ein Krieg in der Ferne: Ausstellung
Produktionsangaben
Produziert von A Mutual Respect Productions
Mit Unterstützung von Guimarães Capital Europeia da Cultura
Der Film von Gabriel Abrantes entstand nach dem Erdbeben, das Haiti 2010 verwüstete. Er hat die Form eines magisch-realistischen Reiseberichts mit Elementen einer Slapstickkomödie und folgt einem Regisseur, der mit Ortsansässigen eine originalgetreue Inszenierung von Aristophanes’ Die Vögel aufführen will.
Der Regisseur stellt sich vor, dass das Stück als Geschichte einer kolonialen Revolte gelesen werden könnte. In der gleißenden Sonne eines Dorfplatzes tragen die Schauspieler:innen die griechische Komödie im Original vor und tragen dabei Karnevalskostüme aus Pappmaschee, wie sie in Haiti oft genutzt werden, um Politiker:innen zu verspotten.
Die Haitianer:innen akzeptieren jedoch nicht die Prämisse des Regisseurs. Stattdessen erzählen und inszenieren sie magische und tragische Geschichten, die von der wirtschaftlichen Misere in einer deprimierenden postkolonialen Realität zu handeln scheinen. Nur sind diese vermeintlich authentischen Geschichten in Wirklichkeit Adaptionen von Erzählungen aus Tausendundeine Nacht, einer ursprünglich anonymen, mündlich überlieferten Textsammlung, die später für das europäische Publikum des 18. Jahrhunderts umformuliert wurde.
Abrantes liefert damit einen komischen Kommentar zu den Vorurteilen, die Künstler:innen mitbringen, wenn sie Orte besuchen, die sie nicht ausreichend kennen und deren Kontext komplexer ist, als sie begreifen.
Retrospektive
Retrospektive