Demon Radio

Hilmteichstraße 113
8043 Graz

Im Grazer Hügelland, in einem ansonst noblen Viertel mit Villen und Institutsgebäuden, befindet sich ein heruntergekommenes Callcenter eines Mobilfunkanbieters. Mit seiner rasterförmigen modernen Architektur und dem markanten Funkturm wirkt es wie eine Mischung aus der Abhörstation eines wachsamen Geheimdienstes und einem Funkhaus. Wir stellen uns das Gebäude als Sitz von Demon Radio vor, durch das eine unserer Figuren, der ominöse und charismatische Dr. Jazz, geistert.

Dr. Jazz, auch bekannt als Dietrich Schulz-Köhn (1912–1999), war der wichtigste Jazz-Experte des westdeutschen Rundfunks in der Nachkriegszeit. Er war SA- und NSDAP-Mitglied gewesen, aber auch ein leidenschaftlicher Fan und Sammler von Hot Jazz und Swing, die seine Partei nach ihrer Machtergreifung verbot. Ohne die NS-Politik jemals anderweitig infrage zu stellen, setzte er sich weiterhin für die verbotene Musik ein. Im besetzten Frankreich nutzte er seine Position als Bodenoffizier der Luftwaffe, um Kontakte zu dortigen Größen der Musikszene zu knüpfen – einige von ihnen waren Rom:nja, einige Schwarze und einige Mitglieder der Résistance. Nach dem Krieg wusste Schulz-Köhn von diesen und anderen Kontakten zu profitieren.

Ausgehend von seiner Geschichte geht es in den hier versammelten Werken um gemischte Botschaften und deren Übermittlung, darum, wie sich befreiende Praktiken und Botschaften in repressiven politischen Kontexten leicht in ihr Gegenteil verkehren können. Weitere Arbeiten untersuchen die Vorstellung von dämonischer Besessenheit, wie sie in unserer Zeit des ungezügelten militärischen Extraktivismus wieder auftaucht.

Retrospektive
Retrospektive
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