Musikanimation Mürztal / Mürztaler Werkstatt / Mürz Werkstatt
1978–2005
Seinem Namen getreu bewegte sich der steirische herbst auch außerhalb von Graz. Ab 1969 begleitete ihn der Kunstpreis der Stadt Köflach für zeitgenössische Malerei, dessen prämierte Werke jährlich während des Festivals ausgestellt wurden. Um 1980 entstanden zwei weitere Initiativen, die das Musikprogramm des steirischen herbst in der Region um Graz erweiterten.
Die Musikanimation Mürztal, die später mehrmals den Namen wechselte, sowie das Deutschlandsberger Jugendmusikfest waren durch den berühmten deutschen Komponisten Hans Werner Henze verbunden. Beide Festivals waren in strukturschwachen Gegenden angesiedelt, in denen der Abzug der Industrie Spuren hinterlassen hatte.
War Deutschlandsberg dem Kinder- und Jugendprogramm verschrieben, brachte man im Mürztal internationale Komponist:innen mit Werkskapellen zusammen. Die Musikanimation begann 1978 als Initiative der österreichischen Sektion der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik unter der Leitung des Komponisten Dieter Kaufmann und des k & k experimentalstudios, das Kaufmann gemeinsam mit seiner Frau Gunda König betrieb.
1983 übernahm Henze, der bereits in Italien mit Laienmusiker:innen Erfahrungen gesammelt hatte, für kurze Zeit die Führung. Nach Auseinandersetzungen vor Ort wechselte er jedoch auf Anraten Peter Vujicas nach Deutschlandsberg, wo er mit der Leiterin der dortigen Musikschule, Barbara Faulend-Klauser, eine geeignete Projektpartnerin fand. Die Mürztaler Musikwerkstatt wurde bis 2005 von der Walter Buchebner Gesellschaft weitergeführt, während Faulend-Klauser das Jugendmusikfest bis 2003 am Laufen hielt. Als dessen wohl berühmteste Absolventin gilt Olga Neuwirth.
Im Sinne der Suche nach „neuen Weiden eines mobilen Geistes“, die Horst Gerhard Haberl als Leitmotiv seiner Intendanz ausgab, erweiterte dieser ab 1990 das Festival um weitere Initiativen außerhalb der Stadtgrenzen. Unter dem Programmpunkt „Out of Graz“ fanden sich so das Hör-Fest Stainach (zeitgenössischer Jazz), die Kinder-Literaturwerkstatt St. Lorenzen am Wechsel / Donnersbach / St. Gallen sowie die Kulturinitiative Schreams und der Kult-Ur-Weg Pischelsdorf, später K.U.L.M. Im Gegensatz zu den früheren Veranstaltungen agierte der steirische herbst hier nicht als Vermittler einer vermeintlichen Hochkultur, sondern bot unabhängigen lokalen Initiativen eine Bühne.
Bis 2006 waren alle genannten Veranstaltungen aus dem Festivalprogramm verschwunden.
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