Serie: Symposion über Fotografie

1979–97, 2018

Das Symposion über Fotografie war eine diskursive Veranstaltungsreihe des Forum Stadtpark, die ab 1979 im Rahmen des steirischen herbst stattfand. Innerhalb des Forum Stadtpark gab es ab 1976 eine eigene Abteilung für Fotografie unter der Leitung des Fotografen Manfred Willmann und der späteren Intendantin des Festivals sowie langjährigen Chefredakteurin der Camera Austria, Christine Frisinghelli.

Das Symposion über Fotografie war dem – ebenfalls vom Forum Stadtpark organisierten – Literatursymposion nachempfunden und sollte Einblick in die Geschichte und Theorie der Fotografie geben. Sein Anspruch lautete, Fragen der kulturellen, künstlerischen und gesellschaftlichen Wirkungsweisen dieses Mediums im Kontext zeitgenössischer Theorie zu diskutieren.

Ab 1985 lief das Symposion jedes Jahr unter einem Thema, das unabhängig vom Leitmotiv des steirischen herbst gewählt wurde, ab 1989 setzte Christine Frisinghelli schließlich den Schwerpunkt auf medientheoretische Reflexionen vor dem Hintergrund einer allgemeinen gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung mit der Fotografie. Exemplarisch kann hier das Symposion von 1994 angeführt werden, welches unter dem Thema „Das Archiv“ Fotografie als Mittel der Institutionalisierung von Kontrolle und Macht, der Kriminalisierung sowie der Vermessung und Verwaltung des Körpers hinterfragte.

Die Beiträge des Symposions erschienen jedes Jahr in der 1980 gegründeten Zeitschrift Camera Austria, die im Wirkungskreis des Referats Fotografie im Forum Stadtpark entstanden war. Über die Jahre holte das Symposion Künstler:innen und Theoretiker:innen verschiedenster Prägungen nach Graz. Besonders hervorzuheben sind Joseph Kosuth und Lee Friedlander als Teilnehmende des ersten Symposions, Bernhard J. Blume und Helmut Newton im Jahr 1985, Mary Kelly, Jeff Koons und Jo Spence 1991 sowie Nobuyoshi Araki im Jahr 1992 mit seiner ersten Ausstellung und Publikation außerhalb Japans.

Das Symposion über Fotografie wurde im Zuge einer generellen Institutionalisierung der Fotografie gegründet und schloss an bereits bestehende diskursive Formate innerhalb des steirischen herbst an. Als sich das Forum Stadtpark 1995 grundlegend umstrukturierte, wurden die Referate aufgelöst. Das Fotoreferat zog aus den Räumlichkeiten im Stadtpark aus und gründete sich 1997 als eigener Verein neu. Die theoretische Auseinandersetzung mit dem Medium Fotografie verlagerte sich zunehmend in das Magazin Camera Austria, weshalb das Symposion nach 1997 nicht mehr stattfand. 2018 wurde es jedoch für eine 21. Ausgabe zum Thema Die Gewalt der Bilder im Rahmen des Festivals wiederbelebt.


Weiterführende Literatur

Martin Behr und Martin Gasser, „Aufbruch in die Selbstverständlichkeit. Fotografie und Film im steirischen herbst“, in herbstbuch. 1968–2017, hg. Martin Behr et al. (Wien: Styria, 2017). S. 310‒19.

Kerstin Braun, „Fotografie“, in Forum Stadtpark. Die Grazer Avantgarde von 1960 bis heute, hg. Christine Rigler (Wien: Böhlau, 2002), S. 222‒30.

Christine Frisinghelli, „Forum Stadtpark – Referat/Programm Fotografie“, in Styrian Window. Bildende Kunst in der Steiermark, 1970–1995, hg. Christa Steinle und Alexandra Foitl (Graz: Droschl, 1996), S. 260‒67.

Retrospektive
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