prenninger gespräche
Skulpturen im Exil
Ausstellung
Daten
7.9.–13.10.2019
Details
Eröffnung mit Performance:
7.9., 17:00
Aufrichtung der Skulptur
Langer Atem
Kurator*innenführungen:
13.9., 20.9., 27.9., 16:00
Künstler*innengespräch: 13.10., 16:00
Ort
Deutschfeistritz
Teil von
Parallelprogramm 2019
Produktionsangaben
Künstler*innen: Joachim Baur, Bazon Brock, Ed Gfrerer, Richard Kriesche, Künstlergruppe Herbert Eichholzer, Anna-Lülja Praun †, Karl Ritter †, Ernst Logar, Prenninger Kreis, Josef Schützenhöfer und zweintopf
Kuratiert von Günter Eisenhut, Eugen Gross und Emil Gruber
Eine Kooperation von prenninger gespräche mit der Steirischen Kulturinitiative und Universitätskulturzentrum UNIKUM Klagenfurt
Unterstützt von steirischer herbst ’19
Prenning’s Garten beherbergt die KulturPension Prenning und das historische Landhaus Feuerlöscher. Dieses trägt auch den symbolischen Namen „Haus des Widerstands“, da es in der Zeit des Austrofaschismus und des Nationalsozialismus eine Gruppe von Intellektuellen und Künstler*innen beherbergt hatte, die im zivilen Widerstand gegen das herrschende Regime standen.
Seit zehn Jahren widmen sich dieprenninger gespräche der Erinnerungskultur. Im Rahmen des steirischen herbst ’19 wird die Ausstellung Skulpturen im Exil eingerichtet, die Objekte zeigt, die keinen festen Platz am Ort ihrer Entstehung fanden. In dem aus zehn Stationen bestehenden Parcours durch das Freigelände werden die von Ortswechseln geprägten Entstehungsgeschichten der Skulpturen erzählt. Es wird beabsichtigt, den Objekten auch über das Festival hinaus einen Platz in Prenning’s Garten anzubieten.
Station 1
zweintopf
Langer Atem
Am Tian’anmen-Platz, dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking, errichteten Studenten im Jahr 1989 aus leichten Materialien die Göttin der Demokratie. Die Demonstration wurde vom kommunistischen System blutig niedergeschlagen und die Statue zerstört. zweintopf denkt die Idee dieser Skulptur weiter und lässt sie im Skulpturengarten wiedererstehen: Demokratie als fragile Hülle, die gemeinsam und unermüdlich aufrechterhalten werden muss.
Station 2
Joachim Baur
Return – Gold der Erde zurückgeben
Im Jahr 2013 gestaltete Joachim Baur eine Aktion, mit der er an die Opfer der Konzentrationslager in der NS-Zeit erinnern wollte. Als Sühne gab er symbolisch das Zahngold, das Insassen herausgebrochen wurde und möglicherweise im zirkulierenden Gold recycelt ist, als geschmolzenes Nugget der Erde zurück. Eine Stele markiert den dazugehörigen Ort.
Station 3
Bazon Brock
Denkerei hinterlässt Spuren
Bazon Brocks Gedankenwelt kreist um das Verhältnis von Spiritualität und Rationalität. Seine seit acht Jahren in Berlin eingerichtete Denkerei, ein Ort des kulturellen Aufbruchs, wurde im April 2019 geschlossen. Seitdem ist sie eine mobile Kultureinrichtung, die durch Brocks Wirken in Prenning einen persönlichen Fußabdruck hinterlassen hat und während des steirischen herbst zum Diskurs einlädt.
Station 4
Joachim Baur
Brunnen-, Meeresrauschen und Hirnbrennen
Die Ähnlichkeit der Wörter „Brunnen“ und „brennen“ veranlasste Joachim Baur zu einer phonetischen Arbeit, in der Rauschen aus der Tiefe mit einer die Natur überwindenden Energiegewinnung durch Wasser und Feuer zusammengedacht wird. Örtliche Bezüge zum einst lebenspendenden Übelbach sind gegeben, aber auch zur Courage der Unterstützung des zivilen Widerstands.
Station 5
Ernst Logar
Denkmal für meinen widerständigen Großvater
Dem kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs in Graz wegen Hochverrats erschossenen Großvater und seinen Leidensgenossen hat Ernst Logar ein fahrbares Denkmal gewidmet, das in Prenning’s Garten nun ein temporäres Exil erhält. 2014 hat er mit diesem in der künstlerischen Aktion Ort der Unruhe vor der Wiener Rossauer Kaserne demonstriert, konnte aber für das Denkmal bis heute keinen dauerhaften Standort finden.
Station 6
Josef Schützenhöfer
Liberation Marker
Josef Schützenhöfer bemühte sich erfolglos darum, am Kriegerdenkmal in Pöllau in der Oststeiermark eine Inschrift für jene im Zweiten Weltkrieg in der Oststeiermark zu Tode gekommenen amerikanischen Flieger anzubringen, die an der Befreiung Österreichs von den Nationalsozialisten beteiligt gewesen waren. Im Pöllauer Schlosspark wurde eine Erinnerungsskulptur aufgestellt, die mehrmals beschädigt wurde und jetzt in Prenning’s Garten gezeigt wird.
Station 7
Ed Gfrerer
Flucht-Stiege
Die Skulptur verbindet die Erinnerung an die 1938 zur Flucht veranlassten Mitglieder des Prenninger Kreises mit dem Abbruch der Fluchtstiege des Studentenhochhauses am Hafnerriegel. Dieses Zeitzeugnis der 1960er-Jahre war der erste Sichtbetonbau in Graz, der von der Werkgruppe Graz errichtet worden war. Die Mitglieder des Prenninger Kreises flüchteten unter anderem nach Triest, Berlin, Sofia, Paris, Istanbul, Zürich, Rio de Janeiro oder Los Angeles.
Station 8
Richard Kriesche
Auf Augenhöhe mit Maria
Richard Kriesche errichtete im Jahr der Europäischen Kulturhauptstadt Graz 2003 am Eisernen Tor einen verglasten Lift, der genauso hoch wie die auf einer Säule stehende Maria ist. Mit diesem wollte er beim Aufstieg den Besucher*innen die Möglichkeit bieten, eine besondere Erfahrung zu machen, die einst nur wenigen Auserwählten zugedacht gewesen war. Der Lift wurde abgetragen, von der Stadt Hartberg erworben und fand im Ökopark seinen jetzigen Standort. Eine Tafel aus dem Besitz des Künstlers verweist auf die Bedeutung des Projekts.
Station 9
Prenninger Kreis
Exponenten
Das Anwesen der Familie Feuerlöscher war in der Zeit des Nationalsozialismus Treffpunkt des Prenninger Kreises und somit eine Fluchtinsel für widerständige Kulturschaffende. Diese verfolgten, mit Publikationsverbot belegten, zur Emigration gezwungenen, inhaftierten oder hingerichteten Mitglieder werden hier mit Porträts und Biografien gewürdigt. Die prenninger gespräche thematisieren in Ausstellungen, Publikationen und künstlerischen Aktivitäten die Auseinandersetzung mit dem zivilen Widerstand.
Station 10
Herbert Eichholzer, Anna-Lülja Praun und Karl Ritter
Klump
Die KulturPension Prenning lädt zur Besichtigung einer Sammlung von Holzspielzeug ein, das erstmals 1935 im Grazer Kunstgewerbemuseum gezeigt wurde. Ungewöhnlich ist, dass Künstler*innen sich damals mit dem Entwurf von „gutem Spielzeug“ befasst hatten, das schon ganz vom Markt verschwunden war. Es wird beabsichtigt, die im Privatbesitz befindliche originale Serie wieder aufzulegen.
Retrospektive
Retrospektive