Eduard Freudmann, Thomas Geiger und Elizabeth Ward
Gegenpositionen

Daten
20.9.–13.10.2019

Details
​Eduard Freudmann,
Monumyth (2019)
Installation
20.9.–13.10.

Elizabeth Ward,
Undedication (2019)
Performance
21.9., 10:00

​Denkmäler als historische Zeugnisse Grazer Geschichtsschreibung
Tour mit Heimo Halbrainer (Historiker, Graz) und Joachim Hainzl (Sozialhistoriker, Graz)
22.9., 10:00

Thomas Geiger, Ein Gespräch über die Jahreszeiten mit dem Dichter und Arzt Hans Kloepfer (2019)
Performance
22.9., 11:00
29.9., 15:00

Ist Österreich wirklich frei? Zur Frage der Befreiung Österreichs 1945/1955
Diskussion mit Siegfried Beer (Historiker, Graz), Eduard Freudmann (Künstler, Wien), Erich Klein (Journalist, Wien) und Heidemarie Uhl (Historikerin, Wien)
Moderiert von Gerald Lamprecht
27.9., 19:00

Ein Denkmal für den Dichter, Arzt und Nationalsozialisten Hans Kloepfer?
Gespräch mit Uwe Baur (Professor emeritus der Deutschen Literatur, Universität Graz), Thomas Geiger (Künstler, Wien) und Joachim Hainzl (Sozialhistoriker, Graz)
29.9., 16:00

Über Straßennamen und ihre belastete Vergangenheit
Diskussion mit Sonja Mittischek (Omas gegen Rechts, Graz), Peter Piffl-Perčević (Stadtrat, Graz), Karin Maria Schmidlechner (Historikerin, Graz) und Florian Wenninger (Historiker, Wien)
Moderiert von Heimo Halbrainer
8.10., 19:00

Ort
Graz

Gegenpositionen ist ein Gemeinschaftsprojekt im öffentlichen Raum von CLIO Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit, steirischer herbst ’19 und Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark. Ausgangspunkt sind drei Denkmäler in Graz und in der übrigen Steiermark, die beispielhaft für viele weitere in der gesamten Region stehen. Indem sie vaterländischen Heldenmut würdigen und ein national(istisch)es Geschichtsbild pflegen, verweigern sie dezidiert eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit. Drei Künstler*innen setzen sich mit solchen Denkmälern auseinander und stellen dabei nicht nur Österreichs Verstrickungen in das Erbe des Nationalsozialismus, sondern auch den selbstgeschaffenen Mythos von Österreich als dem ersten Opfer deutscher Eroberungspolitik in den Mittelpunkt. Heimo Halbrainer und Joachim Hainzl von CLIO werden die Debatte über die Bedeutung von Denkmälern unter den gegenwärtigen gesellschaftlichen und politischen Umständen vertiefen, insbesondere da zurzeit die Vergangenheit im Zuge eines weiteren Aufwallens nationalistischer Gefühle erneut umgeschrieben wird.

Das Grazer Befreiungsdenkmal (manchmal auch Freiheitsdenkmal genannt) bietet eine bemerkenswerte Sicht auf die Nachkriegsgeschichte Österreichs. Gestaltet von Wolfgang Skala und 1960 errichtet, wird seine abstrakte Form oft als Adler, der sich aus einem Käfig befreit, gedeutet. Es gibt Unsicherheiten den tatsächlichen Namen des Denkmals betreffend: Laut Gedenktafel heißt es Freiheitsdenkmal, in den meisten historischen Quellen wird es Befreiungsdenkmalgenannt. Das Datum am Sockel ist nicht der 27. April 1945, an dem Österreich seine Unabhängigkeit erklärte und eine vorläufige Regierung formte, sondern der 26. Oktober 1955, an dem das Neutralitätsgesetz Österreichs in Kraft trat. Indem hier nicht 1945, sondern 1955 als Gedenkjahr der österreichischen Befreiung festgeschrieben wird, gerät auch dieses Denkmal in peinliche Erklärungsnot, was das zeitgeschichtliche Selbstbild Österreichs angeht.

Hans Kloepfer (1867–1944) setzte als bedeutender, vaterlandstreuer Mundartdichter den Menschen der Weststeiermark ein literarisches Andenken. Obwohl er begeisterter Anhänger Adolf Hitlers und des österreichischen „Anschlusses“ war, ist dieser fragwürdige Volksheld heute immer noch sehr präsent. In der Steiermark sind ihm zwei Denkmäler gewidmet: eine kleine Büste auf dem Grazer Schloßberg und ein größeres Denkmal in Köflach, wo er den Großteil seines Lebens verbrachte. 

Das Grazer Jahn-Denkmalentstand 1902 zum Andenken an den deutschen Turnvater Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852). Jahns Leibesübungen verstanden sich als patriotischer Beitrag zur Befreiung Deutschlands aus der napoleonischen Unterdrückung und sollten eine einheitliche harmonische Erziehung begründen, in der geistige Entwicklung und körperliche Ertüchtigung zu einem Ausgleich fanden. Das Turnen war als Vorbereitung auf die Rückkehr in die deutsche Volksgemeinschaft gedacht – eine Vorstellung, die erst später ihren negativen Beigeschmack erhielt.

Retrospektive
Retrospektive
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