Florentina Holzinger
Apollon Musagète

Performance, Tanztheater / Ballett / Erstaufführung im deutschsprachigen Raum

Daten
28.–29.9.2017

Details
Premiere:
28.9.2017
Wiederholung:
29.9.2017
Talk nach der Vorstellung am 29.9.2017

Ort
Dom im Berg
Graz

Produktionsangaben
Produktion CAMPOKoproduktion steirischer herbst, Frascati Producties, La Bâtie – Festival de Genève, Münchner Kammerspiele, Sophiensaele, Künstlerhaus MousonturmMit Unterstützung von MA7 Kulturabteilung der Stadt WienDank an Sina Christmann, Alister Mazzotti, Ghani Minne, Philippe Marchal, Blaze

Sechs Frauen, bewaffnet mit Spitzenschuhen und Hanteln, setzen an, um dem allgegenwärtigen neoliberalen Körperkult gehörig zuzusetzen. Die junge Choreografin Florentina Holzinger versammelt ihre Musen, um Posterboy Apollon aus Balanchines gleichnamigem Ballett von seinem wohl gehüteten Thron zu stürzen.

Die Inszenierungen von Florentina Holzinger sind geprägt durch kompromisslose Körper. Kickboxen, Ballett, Gewichtheben, Freakshow und Stunting: In einer nicht enden wollenden Tour de Force eignet Holzinger sich unterschiedlichste Körpertechniken an, die sie auf der Bühne zugleich meistert und zerstört. Eine Beschwörung der menschlichen Lebenskraft – mit Sexualität, Humor und großer Lust am Risiko.

In „Apollon Musagète“ seziert Holzinger das Genre der Freakshow und lässt es mit neoklassischem Ballett kollidieren. Ein nur aus Frauen bestehender Cast nimmt mit großer Leidenschaft Balanchines Choreografien auseinander und konfrontiert die strenge Form mit der unberechenbaren Kraft und dem tabulosen Witz der Performerinnen. Okkulte Fitnessgeräte, Werkzeuge und schweres Geschütz kommen zum Einsatz und lassen die skurrilen Gemeinsamkeiten zu Tage treten, die die revolutionären Performances der 1960er und 70er Jahre mit dem historischen Entertainment der „All American Freakshows“ verbindet: Kategorien von Genie und Dilettantismus geraten gehörig ins Wanken, virtuos entlarven die Tänzerinnen den klassischen Mythos von der perfekten Frau, wie er sich in Balanchines Musen manifestiert.

Holzinger sucht ihre Muse vielmehr in der perfekten Performerin – wohlwissend, dass auch diese Figur nur eine Behauptung ist. In einer Dualität von Genialität und Wahnsinn, Lust und Ekel, Brillanz und Trash, Entertainment und Hochkultur trägt sie mit ihren Performerinnen Körperbilder Schicht um Schicht zu Bedeutungshaufen zusammen, nur um im nächsten Moment gekonnt darauf auszurutschen: ein utopisches Narrativ über die Koexistenz sinnlicher, ineinander verschlungener Realitäten, oder, um es mit Donna Haraway zu sagen: „Tentacular thinking produces tentacular realities.“ Dabei bleibt niemand verschont, weder das Publikum noch die Künstlerinnen.

Konzept / Idee: Florentina Holzinger
Tänzerin / Tänzer: Renée Copraij
Tänzerin / Tänzer: Florentina Holzinger
Tänzerin / Tänzer: Evelyn Frantti
Tänzerin / Tänzer: Annina Lara Maria Machaz
Tänzerin / Tänzer: Xana Novais
Tänzerin / Tänzer: Maria Netti Nüganen
Tondesign / Sound: Stephan Schneider
Dramaturgie: Sarah Ostertag
Dramaturgie: Michele Rizzo
Bühnenbild, Ausstattung, Raumgestaltung: Nikola Knezevic

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Retrospektive
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