Samuel Beckett
Crapp's last tape
Einakter (in englischer Sprache)
Theater
steirischer herbst 1983
Samuel Beckett, “Crapp´s last Tape”
Richard Ames
Foto: steirischer herbst Archiv / Philipp
Daten
19.–21.9.1983
Details
Premiere:
19.9.1983
Wiederholungen:
20.9.1983
21.9.1983
Ort
Palais Attems
Graz
Ein Mann und ein Tonbandgerät. Ein Mensch im Zwiegespräch mit sich, mit seiner Vergangenheit. Ein Alter im Dialog mit seinem jüngeren ich. Ein neunundsechzigjähriger Schriftsteller, ziemlich erfolglos ("siebzehn Exemplare verkauft, davon elf zum Großhandelspreis an öffentliche Leihbücherein in Übersee") kramt aus seinem Tonbandarchiv, in dem er sein Leben akustisch dokumentiert, das Magnetophonband hervor, das er von einem Lebensalter, als Neununddreißigjähriger, besprochen hat. Inventur schon damals. Schon der Mann "auf dem Kamm der Welle" hatte am neununddreißigsten Geburtstag einem zehn Jahre zuvor aufgenommenen Tonband-Interview mit sich selbst gelauscht. Das ist sein Leben: Nabelschau. Unproduktive Gegenwart. Blick immer zurück. Wühlen sich andere Gestalten Beckets in die Erde zurück, so gräbt sich Krapp in den eigenen Lebensschutt. Maulwurfexistenz. Lebenslauf als labyrinthischer Schneckengang. Porträt des Künstlers als Vexierbild. Ineinander verschachtelte Lebensalter. Das ältere sitzt über das jüngere Ich zu Gericht. Schrumpfdasein: Gegenwart ist nur noch Kommentar zur Vergangenheit. Ein Leben von der Spule. Das ist die Struktur des 1958 aufgeführten Einakters: Ineinandergeblendete Tonmontagen. Aus wenigen Worten über die Vorvergangenheit, Sätzen aus der Vergangenheit, sprärlichen Worten in der Gegenwart entsteht der brüchige Umriß einer Lebensfigur, die der Zuschauer, der hier mehr als sonst Zuhörer ist, selbst ausfüllen muß.
Regie: Emil Breisach
Bühnenbild, Ausstattung, Raumgestaltung: Edwin Francis
Schauspielerin / Schauspieler: Richard Ames
Autorin / Autor, Text: Samuel Beckett
Retrospektive
Retrospektive