Workshop I Warum wir nicht das tun, was wir eigentlich wollen. Und doch Akteure sind
Warum wir nicht das tun, was wir eigentlich wollen. Und doch Akteure sind
Workshop / Animation
Daten
6.–11.10.2008
Details
in englischer Sprache
Ort
Festivalzentrum im Joanneum
Graz
Teil von
herbst-Akademie 2008
Produktionsangaben
Koproduktion NXTSTP, unterstützt durch das Kulturprogramm der Europäischen Union
Jede Gruppe, wie klein oder groß auch immer, braucht einen limes
wie den mythischen, den Romulus um das entstehende Rom zog.
Bruno Latour
Seit einiger Zeit wird eine Krise des Handelns diagnostiziert. Kurz gesagt beruht diese darauf, dass sich das souveräne, autonom handelnde Subjekt selber in Frage stellt. Gleichzeitig wird die Wirksamkeit seiner Handlungen von komplexen äußeren Vorgängen in Frage gestellt. Wie sollen wir als Einzelne ökologisch sinnvoll handeln? Können wir technische Entwicklungen oder Globalisierung individuell beeinflussen? Solche Fragen zeigen wie klein unser Handlungsspielraum in der Regel ist. Sie zeigen auch, dass altbekannte soziale Zugehörigkeiten wie Familien, Parteien oder Nationen, in denen wir agieren, brüchig geworden sind.
In diesem Workshop werden deshalb unberechenbare, aber produktive Eigendynamiken und Wirksamkeiten von Gruppen diskutiert. Denn wenn wir handeln, sind wir meistens nicht allein. Wir agieren in Formationen und stellen neue her – auch wenn diese nur ganz klein sind. Wir sind Akteure in Netzwerken, Schwärmen, Komplizenschaften, wir bilden Versammlungen oder Teams. Handeln, sei dieses individuell oder kollektiv gedacht, unterliegt wohl in den meisten Fällen nicht der vollen Kontrolle unseres Bewusstseins. Wir wissen oft nicht, warum wir etwas tun und anderes unterlassen. Trotzdem sind wir ständig Täterinnen und Täter oder – etwas weniger dramatisch ausgedrückt – Akteure. Was könnte Akteur-Sein heute bedeuten? Debatten um das Wort ‚agency’ sind hilfreich: Es heißt soviel wie Handlung, jedoch auch Wirksamkeit. ‚Agency’ verweist vielleicht darauf, dass nicht nur autonome Menschen handeln, sondern auch nicht-menschliche Wesen (Bruno Latour). Stellen wir uns einen „imaginären Supermarkt der sozialen Verknüpfungen“ vor, in dem beispielsweise auch Dinge miteinander interagieren. Versuchen wir uns mithilfe eines assoziativen Vorgehens neue soziale Interaktionen vorzustellen.
Der Fokus des Workshops liegt auf Momenten von Wahrnehmung und Bewegung in Gruppenbildung, die in Kunst und Theorie gleichermaßen relevant sind. Rhythmus, Tempo, Richtung oder Intensität von Bewegung entscheiden oft über das Funktionieren oder Scheitern von Gruppenformationen. Mit Gästen aus diesen Bereichen werden Theorie- und Kunstansätze diskutiert, konkrete Beispiele im Festival angeschaut und praktisch experimentiert. Kann eine (bewegte) Theorie kleiner Gruppen zu einer neuen Praxis des Handelns werden?
Am 11.10.2008 nimmt der Workshop an der Walking Conference des steirischen herbst zum Thema „Strategien zur Unglücksvermeidung“ teil (mit Isolde Charim, Scott Lash, Michaela Ott, plan b u.v.a.).
Konzept / Idee: Gesa Ziemer
Mitwirkende / Mitwirkender: Tony Chakar
Mitwirkende / Mitwirkender: Scott Lash
Mitwirkende / Mitwirkender: Geheimagentur / Club der autonomen Astronauten
Mitwirkende / Mitwirkender: Claus Pias
Retrospektive
Retrospektive