Mathilde Monnier
tempo 76

Tanztheater / Ballett / Erstaufführung im deutschsprachigen Raum

Daten
28.–29.9.2007

Details
Premiere:
28.09.2007
Wiederholung:
29.09.2007
Talk im Anschluss an die 2. Vorstellung

Ort
Schauspielhaus Graz
Graz

Produktionsangaben
DE

Koproduktion steirischer herbst, Festival Montpellier Danse 07, Théâtre de la Ville Paris, Festival d’Automne Paris, Culturgest Lissabon, La Halle Aux Grains - Scène Nationale de Blois & Centre Chorégraphique de Montpellier Languedoc-Roussillon

Zu Gast im Schauspielhaus Graz

Bei Cheerleadern zumindest steht es noch hoch im Kurs. Und im klassischen Ballett. In Operetten, beim Karneval, auf Paraden, in Revuen ... im zeitgenössischen Tanz hingegen ist das Unisono, die synchron in Einklang gebrachte Bewegung, eine eher verpönte Form. Unter Dressur- und Massenverdacht aus der Mode gekommen, um es vorsichtig zu sagen. Und doch zugleich anderswo nie ausgestorben – vor allem, wenn es um spektakuläre Finale geht: Im klassischen Tanz wie im Musical hat das corps de ballet nach wie vor oft die Aufgabe, der hübsche, wie geklont wirkende Hintergrund zu sein, von dem die Stars sich abheben.

Mathilde Monnier, eine der großen europäischen Choreographinnen, nähert sich mit ihrer Kompanie in „tempo 76“ den Möglichkeiten des Unisono gleichzeitig kritisch und euphorisch, indem sie es nicht nur als Bewegungsform auffasst, sondern als Frage nach dem Einklang mit der Umgebung untersucht: Der Raum wird zusammen mit den Gesten zum Unisono. Was ist die Verbindung zwischen dem Subjekt und seiner Umgebung? Oder ist diese Verbindung überhaupt eine Illusion?

So wird eine vermeintlich verstaubte ästhetische Form neu interpretiert, aus ihrem ursprünglichen Kontext gerissen und neuen Bedeutungen zugeführt. Und zugleich spielerisch kommentiert – während Ligetis Musik ungewohnt leichtfüßig über der grüngrasigen Bühne mit ihrem ironisierten Naturalismus schwebt. Eine künstliche Zurschaustellung kontrollierter Natur. Denn sind wir nicht tatsächlich tollpatschig out of tune mit dem Unisono der Welt? Klammern wir uns nicht an den Rhythmus einer Welt, die wir längst nicht mehr festhalten können? Und so versuchen wir, uns an eine zunehmend feindliche und beschleunigte Umgebung anzupassen, deren Bedeutung immer schwerer zu entschlüsseln ist ... Die Frage nach dem Unisono ist für Mathilde Monnier jedenfalls bei weitem nicht nur eine formale.

Choreografie: Mathilde Monnier
Bühnenbild, Ausstattung, Raumgestaltung: Annie Tolleter
Musik: György Ligeti
Lichtregie: Éric Wurtz
Kostüme: Dominique Fabrègue
Tänzerin / Tänzer: Yoann Demichelis
Tänzerin / Tänzer: Herman Diephuis
Tänzerin / Tänzer: Julien Gallée-Ferré
Tänzerin / Tänzer: Jung-ae Kim
Tänzerin / Tänzer: Natacha Kouznetsova
Tänzerin / Tänzer: Maud Le Pladec
Tänzerin / Tänzer: I-Fang Lin
Tänzerin / Tänzer: Éric Martin
Tänzerin / Tänzer: Rachid Sayet

Retrospektive
Retrospektive
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