Les Ballets C. de la B. / Alain Platel
vsprs

Tanztheater nach Monteverdi


Tanztheater / Ballett / Österreichische Erstaufführung

Daten
13.–14.10.2006

Details
Premiere:
13.10.2006
Wiederholung:
14.10.2006
Talk im Anschluss an die Premiere

Ort
Schauspielhaus Graz
Graz

Produktionsangaben
ÖE

Koproduktion KunstenFESTIVALdesArts-La Monnaie/De Munt (Brüssel),

Le Grand Theatre de Luxembourg, RUHRtriennale / Kunststiftung NRW,

Staatsoper Unter den Linden (Berlin), TorinoDanza, Holland Festival (Amsterdam), Sadler's Wells (London)

Kooperation Schauspielhaus Graz

"vsprs" ist offizieller Beitrag des Kunst- und Kulturprogramms zur FIFA WM 2006

Kein Abend für alte Musik. Und doch nichts anderes: Mag Monteverdi hier auch eher nach Improvisation und Zigeunermusik klingen, für Alain Platel ist die Marienvesper "definitiv eines der perfektesten Stücke andächtiger Musik". Zugleich reizt das Perfekte stets zum Zerstückeln - beim Streichen der Vokale im Titel belässt es der belgische Theatermacher jedenfalls nicht.

Gern erzählt Platel, der spätestens seit seiner Mozart-Annäherung "Wolf" als einer der wichtigsten Gegenwartschoreografen gilt, von einem persönlichen Erweckungserlebnis, das Erfüllung und Verweigerung zugleich war: Zwar hörte er mit 16 die Marienvesper in einer Genter Kirche vollständig und sogar auf barocken Originalinstrumenten - allein: es war zu heiß; immer wieder verstimmten sich die Instrumente. Alain Platel konnte hinterher die komplette Vesper pfeifen ... aber es lag ein Hauch Zigeunermusik darüber.

Und so ist "vsprs" nicht einfach eine weitere Interpretation des sakralen Meisterwerks. Es ist ein Zusammentreffen von Kulturen, die vermeintlich unterschiedlicher nicht sein könnten: musikalisch eine spielerische wie seltsame Konfrontation von Improvisation, Balkan und Barock, tänzerisch inspiriert von frühen filmischen Aufzeichnungen aus der Psychiatrie und Dokumentationen afrikanischer Trancerituale. Platel interessiert die Kontaminierung von Hochkultur mit dem sozial Ausgegrenzten, Verdrängten.

Die leidenschaftlichen und virtuosen Tänzer von C. de la B. zerstückeln ihre Bewegungen, verkrümmen sich in absurder Ekstase und kämpfen sich auf dem steilen Hang des Bühnenbilds sehnsüchtig einer Erlösung entgegen, die nie kommt: orientierungslose Protagonisten der Einsamkeit in einer auf Funktionalität getrimmten Gesellschaft. Platel ist der schonungslose Protokollant des Verdrängten hinter der göttlichen Musik.

Konzept / Idee: Alain Platel
Regie: Alain Platel
Musik: Fabrizio Cassol
Theatergruppe / Tanzkompanie: Les Ballets C. de la B.
Ensemble / Gruppe / Band: Ensemble Oltremontano
Musikerin / Musiker: Tcha Limberger
Musikerin / Musiker: Vilmos Csikos

Retrospektive
Retrospektive
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