Theater im Bahnhof
Nicht einmal Hundescheiße.

Eine minimalistische Bürgerchoreographie


Öffentlicher Raum / Uraufführung

Daten
1.–7.10.2005

Details
Premiere:
1.10.2005
Wiederholungen:
2.10.2005
5.10.2005
6.10.2005
7.10.2005
NachRede 7.10.2005

Ort
Sorger-Park, Citytower
Graz

Produktionsangaben
UA

Das Herrl gleicht seiner Wiese.

So schöne Bürger ordentlich eingepflanzt auf einem so schönen Flecken. Eine besondere Wiese: Nicht einmal Hundescheiße.

Nicht einmal Hundescheiße. ist eine Aktion im öffentlichen Raum, bei der die Öffentlichkeit sich verstecken muss, um dabei zu sein. Denn alle an der Aktion Beteiligten, die Akteure, die Wiese, der Strommast, mögen keine Blicke von außen, vertragen keine Aufmerksamkeit.

Eine Aktion, die so unscheinbar vor aller Augen abläuft, dass man schon jemanden braucht, der hinzeigt, um sie zu sehen. Dann aber die Chance auf einen versteckten Mikrokosmos, der letzte Teil unberührter Stadt. Eine Wiese, ein Baum, Stiefmütterchen, zwei Bänke, Papierkorb, eine sinnlose hohe Hecke, eine nicht minder sinnlose niedrige Hecke, ein Strommast, ein Sicherungskasten, ein Hydrant, eine beleuchtete Litfaßsäule. Zwei sehr stark befahrene Straßen als Einfassung. Sie bilden eine Schutzfunktion. Durch die hohe Anzahl der vorbeischießenden Fahrzeuge, und den dadurch verursachten Lärm verstecken die Straßen diesen schönen leeren Flecken. Und haben zu seiner Erhaltung beigetragen. Für ein paar Menschen, unspektakuläre Bürgerinnen und Bürger, Menschen mit Arbeitsplatz, gut genährt und gepflegt, ist es ein besonderer Ort. In ihm haben sie etwas, das sie verstehen können. Die Belanglosigkeit dieses Fleckens Erde gleicht ihrer eigenen Unwichtigkeit. Hier kann man öffentlich unwichtig sein, und niemand stört. Ein öffentlicher Rückzug ins Private. Menschen blühen neben Stiefmütterchen. Hier können sie aufgehen, befreit von Unkraut. Obwohl alle glaubten, es sei schon ausgestorben: es gibt noch Graz.

Einlass: Die ZuschauerInnen machen es sich gemütlich im leeren Büro, Citytower, erster Stock. Sie konsumieren bereits: Es gibt Kaffee, Wasser, Bier. Ein bisschen chillen am Nachmittag. Lassen wir uns nicht stören. Möglichst Leerstelle.

Die SchauspielerInnen und der Park auf Position.

Ab jetzt privat.

Ab jetzt danke. Passt alles schon. Alles okay. Privat. Wir wollen nichts sagen. Kleine Pause. Nicht ironisch gemeint. Ganz ehrlich. Pause. Subventioniert schon, aber Pause. Sind ohnehin alle bankrott. Wir müssen uns diese Auszeit nehmen. Wo nichts mehr ist, darf man wieder klein beginnen.

Regie: Helmut Köpping
Autorin / Autor, Text: Pia Hierzegger
Mitwirkende / Mitwirkender: Rupert M. Lehofer
Produktion: Theater im Bahnhof
Theatergruppe / Tanzkompanie: Theater im Bahnhof

Retrospektive
Retrospektive
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