Barbara Holub
zwischen rollen

Ausstellung, Installation

Daten
26.10.–24.11.2002

Ort
Enactments Stage
Graz

Serie
Enactments of the Self

In der Ausstellungshalle wird ein Stück Garten aufgebaut, das zu einem "Zaungespräch" einlädt. Dazu werden verschiedene Personen von der Künstlerin persönlich bzw. durch öffentliche Castings (als gleichwertiger Teil des Projekts) ausgewählt, an diesem Kunstprojekt teilzunehmen. Die Gespräche werden auf Video aufgezeichnet und live editiert. Zusätzlich steht der Garten während der gesamten Ausstellungsdauer allen Interessierten - ohne Video-dokumentation - offen.

Die Castings finden im Vorfeld und parallel während des steirischen herbstes im urbanen Raum in einer speziell adaptierten amerikanischen Limousine statt, sodass das Projekt in seinen verschiedenen Aspekten gleichzeitig im öffentlichen Raum wie in der Ausstellungshalle sichtbar und erlebbar ist. Der dritte Ort des Projektes ist die Vitrine eines Großkaufhauses in Graz, in der auf einem Videoscreen sowohl die Castings als auch die "geladenen" Zaungespräche gezeigt werden. Das Set mit seinen Requisiten wie Tujenhecke, Hollywoodschaukel, einer Video-Projektion als Hintergrund-"tapete" sowie diverse andere Gartenutensilien ermöglicht in einer scheinbar harmlosen Atmosphäre, über Fragen von Nachbarschaft im weiteren Sinne zu reflektieren, sich zu entspannen und somit alltägliches Rollenverhalten in der Ambivalenz zwischen "Bühne" (staged experience) und unmittelbarer Hingabe an die Situation zu verlassen. Diese alltäglich scheinende, für den Stadtbewohner aber doch eher seltene Situation steht oft für eine klischeehafte Verwirklichung von Glück.

Durch die Transferierung einer Alltagssituation in den Kunstkontext - bzw. im Falle des Castings umgekehrt – eröffnen sich jeweils neue Handlungsräume auf unbekanntem Terrain und oft mit nicht erwartetem Ausgang. das individuelle Verhältnis von Urbanität zu "realen" oder verdrängten Sehnsüchten kann durch diese Verschiebungen sichtbar gemacht werden und somit auch den gesellschaftspolitischen/ urbanen Kontext wieder neu formulieren. Freiwillige Arbeitsleistungen im (Ausstellungs)garten sind – wie im "realen Leben" – willkommen. Veränderungen des Begriffs von Arbeit, Freizeitverhalten und Ökonomisierungszwänge werden ebenso hinterfragt wie limitierte Zeitbudgets und die Qualität der "Performance" im Sinne der beruflichen Leistung.

Künstlerin / Künstler / Gruppe: Barbara Holub

Retrospektive
Retrospektive
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