Aslan Goisum
Volga (2015)

Video

Daten
22.9.2022–12.2.2023

Details
HD-Video, Stereoton, 4′11″

Ort
Neue Galerie Graz
Graz

Serie
Ein Krieg in der Ferne: Ausstellung

Volga beginnt mit einer Aufnahme eines offenen Feldes unter grauem Himmel. Ein weißes Auto der gleichnamigen sowjetischen Marke – Standardausstattung der imperialen Verwaltungsklasse in der „Zeit der Stagnation“ – ist der einzige Hinweis auf die kulturelle Geografie des Stücks. Was sich abspielt, findet vermutlich irgendwo in der ehemaligen UdSSR statt. In einem langsamen Crescendo von Geschäftigkeit und Spannung gehen Gruppen von Männern, Frauen und Kindern – insgesamt 21 Personen – auf das Auto zu und quetschen sich hinein.

Die Betrachter:innen werden Zeuge einer überstürzten Flucht, wie sie Hunderttausende während der russisch-tschetschenischen Kriege von 1994 bis 2009 erlebt haben. Doch die Menschen lassen sich mit Ruhe und Würde von dem Auto verschlingen. Es ist, als ob ihre Aktion in all ihrer Absurdität auch als Allegorie des Reisens in einem weiteren und weniger dringlichen Sinne oder sogar als stoische Zurschaustellung von schwarzem Humor verstanden werden könnte.

Wie so oft hat sich Goisum dafür entschieden, sich einer unbequemen Wahrheit indirekt, elliptisch zu nähern und die gespenstische Begegnung zwischen dem Gesehenen und dem Ungesehenen in den Vordergrund zu stellen. Hier wird die gelebte Erfahrung zum poetischen Bild: sowohl ein offenes Feld als auch eine präzise choreografierte Handlung.

Retrospektive
Retrospektive
Retrospektive