Oleksandr Dovzhenko
Arsenal (1929)
Episode 1

Video

Daten
1.7.–1.8.2022

Ort
Neue Galerie Graz
Graz

Serie
Ein Krieg in der Ferne. Prolog

Produktionsangaben
HD-Video, Ausschnitt: 17 min (volle Länge: 93 min)

Oleksandr Dovzhenkos Arsenal (1929) ist einer der großen Klassiker des sowjetischen Avantgarde-Kinos und vielleicht die schonungsloseste Darstellung der brutalen Kämpfe in der Ukraine vor 100 Jahren. Er erzählt die Geschichte der Kyjiwer Arsenalwerk-Revolte von 1918, als Arbeiter für die Bolschewiken und gegen die Zentralversammlung der Ukraine rebellierten. Dovzhenko selbst kämpfte als Soldat aufseiten der Regierung, und sein Film ist alles andere als heroisch. Sowjetische Kritiker warfen ihm vor, eine nationalistische Agenda zu verfolgen. Auf ukrainischer Seite sah man es später so, dass Dovzhenko tragischerweise einer prorussischen Version des sogenannten Bürgerkriegs nachgegeben hatte, in der die heldenhaften Bolschewiken immer recht behalten. Die Position des Regisseurs war jedoch komplexer. Er reflektiert über die ständige Erotisierung der Gewalt und die verführerische und giftige Süße der Rache. Die erste Episode des Films zeigt die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs in Galizien und der Ukraine, wo Österreicher und Deutsche (und nicht wie jetzt Russen) die Rolle der imperialen Besatzer spielten. Dieser Teil von Arsenal ist berühmt für die Szene eines Gasangriffs, in der die Qualen eines Soldaten als seltsame und unheimliche Form des Vergnügens erscheinen. Heute liest sich Dovzhenkos Film wie eine Prophezeiung der aktuellen Gewalt in der Ukraine, die alle Elemente älterer Kriege wieder aufgreift: Hungersnot, sexuelle Übergriffe, bedeutungslose Schlachten und die Angst vor Giftgas.

VUFKU (Odesa)
Regie, Drehbuch: Oleksandr Dovzhenko
Kamera: Danylo Demutskyi
Szenenbild: Volodymyr Miuller, Yosyp Shpinel

Retrospektive
Retrospektive
Retrospektive