Das Bild ist schwarz. Man hört einzig Vogelgezwitscher, und dann beginnt der Film. Die 16-mm-Kamera ist auf eine junge Frau gerichtet, die ein Fernglas in der Hand hält. Der Hintergrund ist unscharf, sodass die Blätter als verschwommene grüne Fläche erscheinen. Das Bild zittert und gibt die Handbewegungen des Kameramanns wieder. Knapp über zwei Minuten verfolgt die Kamera Frauen und Männer, wie sie Vögel beobachten. Doch das Objekt der Beobachtung, die in den zentralen und östlichen Regionen der USA lebende Rotrücken-Spottdrossel (engl.: brown thrasher), taucht nie auf.

Es sind solche beinahe banalen Momenten, die den Künstler Kevin Jerome Everson (1965, Mansfield, OH, lebt in Charlottesville, VA), einen der renommiertesten Experimentalfilmemacher unserer Zeit, faszinieren. Anstatt einen konventionellen Realismus zu verfolgen, verwandelt Everson alltägliche Ausdrücke in theatrale Gesten und choreografiert poetische Kompositionen, die einer klassischen Erzählform widerstreben. Indem er ausschließlich das 16-mm-Format verwendet, das er für die Wiedergabe digitalisiert, ruft Everson die ursprüngliche Konzeption des Films, der als eine Erweiterung von Fotografie gedacht war, in Erinnerung. 

Die von Cathrin Mayer kuratierte groß angelegte Einzelpräsentation stellt die erste institutionelle Schau des Künstlers in Österreich dar und erstreckt sich über das komplette Erdgeschoss.

Kuratiert von Cathrin Mayer

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https://2021.steirischerherbst.at/de/program/events/2073/halle-fr-kunst-steiermark-kevin-jerome-everson