1999
Ferdinand Schmatz, Monolog für Udo Samel (1999), Theaterstück, mit Udo Samel, bei mundräume. sendeflächen, Thalia, Graz, 1999, Foto: Matthias Herrmann
Terre Thaemlitz, Replicas Rubato (1999), Albumcover, bei Re-Make/Re-Model, Theatro, Graz, 1999, Foto: © T. Thaemlitz; mit freundlicher Genehmigung von Comatonse Recordings
Markus Huemer, The Rules Are No Game (1997), Installationsansicht, bei net_condition Graz, AVL Art Gate, Graz, 1999, Foto: Markus Huemer; © Bildrecht, Wien 2021
Ulrike Ottinger, Das Verlobungsfest im Feenreiche. Eine Zauberposse von Johann Nestroy (1999), Theaterstück, Thalia, Graz, 1999, Foto: Seiichi Furuya
Dea Loher, Manhattan Medea (1999), Theaterstück, mit Johanna Gast, Orpheum, Graz, 1999, Foto: Peter Festersen
steirischer herbst ’99
Intendanz
Christine Frisinghelli
Festivaldaten
25.9.–24.10.1999
Kuratorisches Team
Alexandra Foitl, Sabine Himmelsbach / Daniela Olotu-Goettfried, Peter Peer
Ruth Kümmel: netz_bedingung/net_condition. Ausstellung und Katalog Kunst und globale Medien
Sabine Achleitner: Re-Make/Re-Model, Van Dyke Parks
Martina Grohmann: mundräume.sendeflächen, Zur Physik der Kunst
Michael Sammer: Das Verlobungsfest im Feenreiche
Astrid Andrä, Karin Perchthaler: Projektassistenz
„Die Auseinandersetzung mit verdrängten hegemonialen Ansprüchen und Komplizenschaften der Moderne, die schwierige Frage nach dem Umgang mit dem Anderen und den Vereinnahmungen und Ausgrenzung des Minoritären, die Entstehung hybrider Identitäten und die Verstörungen des Körpers, das Nachdenken über das Kunstwerk als arbeitsteiliges Produkt und über die Bedingungen seiner Herstellung. KünstlerInnen, deren Arbeiten während dieser Jahre den Kern und Anlaß zu dieser notwendigen Reorientierung bildeten, haben vor allem eines gezeigt: Die Parameter künstlerischen Ausdrucks müssen in Abhängigkeit von ihren Umständen immer neu erfunden werden.“
„Das Profil des steirischen herbst, dieses stets neu zu knüpfende Netzwerk, konnte sich nur dadurch entwickeln, daß das Festival mit seiner eigenen prekären Autonomie für die fragile und flüchtige Existenz künstlerischer Arbeit einstand. Die gegenseitige Wertschätzung der beteiligten KünstlerInnen, ProduzentInnen und Institutionen ist dafür eine unabdingbare Voraussetzung. Das sind auf ihre Art Netzbedingungen, die ein Programm ermöglichen, das Komplexität als Qualität setzt, dem Druck der Kulturindustrie intelligent Paroli bietet und an dem noch nicht in seiner historischen Bedeutung Festgelegten mitschreibt. Ein zeitgenössisches Publikum, das darauf besteht, die Werke mitzukonstruieren (also in diesem Sinne ‚netzfähig‘ ist) hat Anspruch auf mehr als einfache Wahrheiten und vorfabrizierte Erlebnisse. Die stehen allein im Interesse der Massenmedien und der Politik.“
—Christine Frisinghelli
Der vorletzte steirische herbst im 20. Jahrhundert und der letzte unter der Intendanz von Christine Frisinghelli setzte die aktuelle Netzkunst und die avantgardistischen Wurzeln des Festivals in den Mittelpunkt. Peter Weibel untersuchte in der Ausstellung netz-bedingung die Voraussetzungen, denen Medien, Kommunikation und Ökonomien durch das elektronische Netz unterworfen wurden. Christoph Gurks Projekt Re-Make / Re-Model. Secret Histories of Art, Pop, Life, and the Avant-Garde knüpfte derweil an frühere Veranstaltungen des Festivals an. Hier zeigte sich ein neues Interesse von Künstler:innen und Theoretiker:innen an dem lange diskreditierten Begriff der Avantgarde ebenso wie an den Entstehungs- und Entwicklungsbedingungen „minderheitlicher“ Ausdrucksformen und ihrer Verbindung zur Performancekunst.
Darunter fielen etwa: eine erste komplette Retrospektive der restaurierten Filme von Jack Smith im Schubertkino; Dub Housing, eine Soundinstallation und Fotoausstellung über Afrofuturismus und afrodiasporische Popkulturen aus London in der Camera Austria; das Projekt Billowy Sleeves aus Chicago; und die Sequenz Cross Gender / Cross Genre der Arbeitsgruppe Berlin im Palais Attems, die die Periode zwischen 1966 und 1974 beleuchtete und in deren Rahmen Mike Kelley einen gleichnamigen Vortrag als Teil seiner Videoinstallation Unisex Love Nest hielt. Dazu gab es ein Symposion mit Douglas Crimp, Terre Thaemlitz, Ultra-red, Mike Kelley und anderen.
Von Ulrike Ottinger stammten Inszenierung und Bühnenbild für Johann Nestroys Zauberposse Das Verlobungsfest im Feenreiche im Thalia-Theater, und William Kentridge kehrte nach seiner Teilnahme an Peter Weibels Inklusion : Exklusion von 1996 mit einer Einzelausstellung in der Neuen Galerie nach Graz zurück. Zu den geheimen Sensationen des steirischen herbst ’99 zählte auch das Eröffnungskonzert vom „genialischen Eklektiker und Wunderkind der Popmusik“ (Programmheft) Van Dyke Parks in der Kasemattenbühne.
Programm
Eröffnung steirischer herbst 1999
Sabine Heine / Erik Rockenschaub
Das Verlobungsfest im Feenreiche
Textur
Kunst und globale Medien
Re-Make/Re-Model
Cross Gender / Cross Genre - Videoinstallation
Cross Gender / Cross Genre Symposion
Transgendered Electroacoustic Performance, Music Event Berlin
Konzert & Party + DJs, Music Event London
mundräume.sendeflächen
Norbert Brunner, Michael Schuster
Mürz Werkstatt Konzert 1.10.1999
Der anagrammatische Körper. Der Körper und seine mediale Konstruktion
Akademisches Wirtshaus 17.10.1999
Dea Loher
Eröffnung K.U.L.M. Projekt Feuer
Brandreden / Incendiary speeches
Friedl Kubelka / Gerhardt Moswitzer
Soo-Ja Kim / Jeannette Christensen
Festivaleröffnung
25.9.
Kasematten Schlossbergbühne
Eröffnung des steirischen herbst ’99
Van Dyke Parks - Van Dyke Parks (electric piano, vocals), Grant Geissmann (guitar), Leland Sklat (bass)
Veranstaltungsorte
AVL ART GATE, Schmiedgasse 36
Burg Oberkapfenberg
Böhler Gmbh. Mürzzuschlag
CCW, Cultur Centrum Wolkenstein, Stainach
Camera Austria
Edlacherhof, Mürzzuschlag
Galerie & Edition Artelier
Galerie Bleich-Rossi
Galerie Lendl
Galerie Schafschetzy
Grazer Congress
Grazer Kunstverein
ICC; Tokio
Kammermusiksaal (Grazer Kongress)
Kasematten
Kulturhaus Graz
Kulturstock 3, Pischelsdorf
Kulturzentrum Kapfenberg
Kulturzentrum bei den Minoriten
Kunsthalle Feldbach
Kunsthaus Mürzzuschlag
Künstlerhaus
Laßnitzhaus, Deutschlandsberg
Mecad, Barcelona
Musikschule Deutschlandsberg
Neue Galerie Graz
Oper Graz
Orpheum
Palais Attems
Palais Meran
Parkplatz Siemensstraße, Deutschlandsberg
Rasthaus Puntschuh, Pischelsdorf
Raum für Kunst, Peinlichgasse
Saal Steiermark (Grazer Congress)
Schubertkino
Shopping Center West
Stefaniensaal (Grazer Kongress)
Thalia
Theatro
ZKM, Karlsruhe
stadtmuseumgraz
studio ki, Burggasse 9
Publikationen
Programmbuch des steirischen herbst 1999: steirischer herbst Veranstaltungsges.m.b.H., steirischer herbst 99 (Graz: steirischer herbst Veranstaltungsges.m.b.H., 1999)
→ Hier erhältlich
steirischer herbst Veranstaltungsges.m.b.H., mundräume. Sendeflächen. Dichtung aus den 90ern (Graz: steirischer herbst Veranstaltungsges.m.b.H., 1999)
Retrospektive
Retrospektive