1995
Bodo Hell, Herr im Schlaf. Ein Griff ins emblematische Alltagstheater (1995), Theaterstück, mit (v.l.n.r.) Ute Kämpfer, Karsten Laske, Julia Meinhardt, Nadja S. Schulz und Klaus Bieligk, Thalia, Graz, 1995, Foto: Archiv steirischer herbst / Philipp
Les Tambours du Bronx und Vagtazo Halottkemek, Outbreak, Konzert, bei Echtzeit, Thalia, Graz, 1995, Foto: Archiv steirischer herbst
Pino Pascali, La vedova blu (1968), Skulptur, Holz, Langhaarplüsch, bei trigon 95 – Quasi per Gioco – Das Spiel in der Kunst, Neue Galerie, Graz, 1995, Foto: © mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Leihgabe der Österreichischen Ludwig-Stiftung seit 1981 | On loan from the Austrian Ludwig Foundation since 1981
Fedo Ertl, Death Row, Ausstellungsansicht, ehemalige Fleischerei, Griesgasse 30, Graz, 1995, Foto: Hans Georg Tropper; © Bildrecht, Wien 2021
Stelarc, Split Body / Scanning Robot (1995), Performance, bei Echtzeit, Thalia, Graz, 1995, Foto: Archiv steirischer herbst / Philipp; courtesy of the artist
steirischer herbst ’95
Die Kunst ist aus das Spiel geht weiter
Intendanz
Horst Gerhard Haberl
Festivaldaten
29.9.–22.10.1995
Kuratorisches Team
Wissenschaftlicher Beirat: Peter Strasser
„Das Begriffsdesign eines Nomadismus hat nur peripher mit den weltweiten Fluchtbewegungen zu tun. Vielmehr werden neue Gesichtspunkte einer geistigen Mobilität, einer gelebten Interdisziplinarität, einer „nomadisierenden Sensibilität“ (Peter Strasser) aufgegriffen, die einerseits den gesellschaftspolitischen Kontext des gegenwärtigen Kunst- und Kulturverhaltens reflektieren, andererseits wider die Entweder-Oder-Fixiertheit scheinbar disparater Disziplinen in Kunst, Wissenschaft, Technologie, Politologie etc. gerichtet sind.
Vilém Flusser sah die Aufgabenstellung für die Zukunft in der Koordination von Kompetenzen, im Er-Fahren von Möglichkeitsfeldern. Dieses nomadische Prinzip hat der steirische herbst für die erste Hälfte der Neunziger zu seinem Credo gemacht: ‚Die Kunst ist aus, das Spiel geht weiter. Das Spiel ist aus, die Kunst geht weiter.‘“
—Horst Gerhard Haberl
Mit dem vielsagend resümierenden Leitmotiv Die Kunst ist aus, das Spiel geht weiter. Das Spiel ist aus, die Kunst geht weiter endete Haberls Intendanz 1995. Zwei Jahre zuvor hatte er mit Peter Strasser ein Konzept für eine inhaltliche Neubegründung des steirischen herbst erstellt, das im Zusammenhang mit dem geplanten Neubau eines Kunsthauses in Graz stand und auf der Erkenntnis beruhte, dass „der begrenzte Zeitraum eines Festivals nicht ausreicht, um zukunftsorientierte ästhetische Problemstellungen oder entsprechende interdisziplinäre Forschungsobjekte vorzustellen und lesbar zu machen“. Das Konzept scheiterte jedoch laut Haberl am parteipolitischen Pragmatismus auf Landesebene.
Der steirische herbst ’95 eröffnete im Thalia-Theater mit der Festrede „Kunst und Spiel im Todestrakt“ von Jan Arriens, gefolgt von den Uraufführungen von Bodo Hells Herr im Schlaf – laut Untertitel ein „Griff ins emblematische Alltagstheater“ – und Connie Beckleys Musikstück The Aquarium. Ein weiteres Auftragswerk war Christoph Schlingensiefs Theaterprojekt Hurra, Jesus! Ein Hochkampf im Schauspielhaus – laut Theaterkritiker Wolfgang Kralicek der „lustigste Abend, den [er] beim herbst je erlebt [hat]“.1
Im Rahmen des musikprotokoll ’95 wurden unter dem Thema Das Rauschen ein Dutzend Konzerte aufgeführt sowie künstlerische Arbeiten von Peter Ablinger und Alvin Lucier in der Neuen Galerie gezeigt. Die Eventreihe „Echtzeit“, die sich der Jugend- und Subkultur widmete, zeigte unter anderem eine Performance von Stelarc, Konzerte von Krab (La Fura dels Baus) und Les Tambours du Bronx sowie einen Hip-Hop-Jam. Zu den zahlreichen Sonderprojekten zählte die Arbeitsgruppe „Projekte Architektur“ mit einem internationalen Wettbewerb. Mit dem Ende von Haberls Intendanz fand auch die trigon-Biennale mit Peter Weibels Ausstellung Quasi per Gioco – Das Spiel in der Kunst, die auf Italien fokussierte, zum letzten Mal statt.
Programm
Eröffnung
Theater / Musik / Events
Annas zweite Erschaffung der Welt (81 min lang)
Ein lebender Hund ist besser als ein toter Löwe
Projekte / Architektur
Projekte
Ausstellungen
Symposien
Out of Graz
Hör-Fest Stainach Konzert 8.10.1995
Hör-Fest Stainach Konzert 21.10.1995 I
Hör-Fest Stainach Konzert 21.10.1995 II
salutes the African Drums 20.10.1995
The Performance of 3 Heavens and Hells
Mürz Werkstatt Konzert 10.10.1995
Mürz Werkstatt Konzert 11.10.1995
Mürz Werkstatt Konzert 12.10.1995
Mürz Werkstatt Konzert 13.10.1995 I
Mürz Werkstatt Konzert 13.10.1995 II
Mürz Werkstatt Konzert 14.10.1995 I
Mürz Werkstatt Konzert 14.10.1995 II
Mürz Werkstatt Konzert 15.10.1995
Neue Kompositionen - Uraufführungsabend
Festivaleröffnung
29.09., 17:00
Thalia
Eröffnung: Kunst und Spiel im Todestrakt
Festrede von Jan Arriens (GB)
19:00
Bodo Hell Herr im Schlaf (UA), Ein Griff ins emblematische Alltagstheater
22:00
Connie Beckley The Aquarium (UA), Ein Stück für zwei Soprane, Flöte Klarinette, Baßklarinette und zwei elektronische Keybords
Veranstaltungsorte
Appel-Hof, Mürzsteg
Bayrisches Staatsschauspiel/Marstall
CCW, Cultur Centrum Wolkenstein, Stainach
China Restaurant Asia, Graz
Ehemaliges Inkaland, Jakoministraße 16
Finanzamt Graz
Forum Stadtpark
Galerie Dobida, Weiz, Südtirolerplatz, Weiz, Weberhaus, Weiz, Cafe Sonne, Hartberg, Kulturstock 3, Pischelsdorf
Galerie Eugen Lendl
Grazer Congress
Grazer Congress, Neue Galerie Graz
Grazer Stadtgebiet
Hauptbrücke, Graz
Hotel Weitzer
Jugendgästehaus Graz
Kammermusiksaal (Grazer Kongress)
Kirche St. Jakob, Krieglach
Kulturhaus Graz
Kunsthaus Mürzzuschlag
Künstlerhaus
Laßnitzhaus, Deutschlandsberg
Lechnerhaus, Südtirolerplatz 2
Lechnerhaus, Südtirolerplatz 2, HDA - Haus der Architektur Graz
Lichtschwert
Musikschule Deutschlandsberg
Neue Galerie Graz
ORF-Landesstudio
Palais Meran
Palais Saurau
Raum für Kunst, Peinlichgasse
Saal Steiermark (Grazer Congress)
Saal der Volksschule, Spital am Semmering
Schauspielhaus Graz
Schloss Lind
Stefaniensaal (Grazer Kongress)
Stiegenkirche
Teppichgalerie Reinisch
Thalia
Tröpferlbad, Augarten
Universität Graz
Volkshaus Kindberg
Volkshaus, Wartberg, Kunsthaus Mürzzuschlag
Werkstadt Graz
ehem. Fleischerei, Griesgasse 30
Publikationen
Programmbuch des steirischen herbst 1995: steirischer herbst Veranstaltungsges.m.b.H., steirischer herbst ’95 (Art is over, the Game goes on) (Graz: steirischer herbst Veranstaltungsges.m.b.H., 1995)
→ Hier erhältlich
Horst Gerhard Haberl (Hg.), Nomadologie der Neunziger. Steirischer Herbst Graz 1990 bis 1995 (Stuttgart: Cantz, 1995)
Haus der Architektur und steirischer herbst, Das letzte Haus - The last House (Ostfildern: Verlag Gerd Hatje, 1995)
Fedo Ertl, steirischer herbst, Death Row (Graz: 1995)
Chiara Bertola für die Gesellschaft der Freunde der Neuen Galerie Graz und AR/GE KUNST Galerie Museum Bozen, Quasi per gioco/Das Spiel in der Kunst. Trigon (Mailand: A&Mbookstore: 1995)
Retrospektive
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