1990

steirischer herbst ’90
auf, und, davon

Intendanz
Horst Gerhard Haberl

Festivaldaten
4.–28.10.1990

Kuratorisches Team
Beirat: Orhan Kipcak, Werner Krause, Peter Strasser

Dramaturg: Johannes Frankfurter

„Mit der Nomadologie der Neunziger will der steirische herbst zur Kultur der Mobilität überleiten, als möglichen dritten Weg jenseits von Avantgarde und Postmoderne. Diesen bezeichnete der Grazer Philosoph Peter Strasser als den Weg einer nomadisierenden Sensibilität: sie ‚würde Kunst, Technik, Wissenschaft und Religion gleichermaßen als Manifestation des Humanum – des Wesens des Menschen – zu begreifen suchen … Eine derartige Sensibilität würde die tote Vision des Ganz Anderen beleben, indem sie sich aller Sprachen bedient, welche die menschliche Vernunft ersann, um so etwas wie ein „Weltbild“ hervorzubringen.‘“
auf, und, davon: so das erste Leitmotiv. Für die Fortbewegung zu neuen kulturellen Weiden (griechisch nomas, der Weidensucher) angesichts abgegraster Festspielwiesen. auf, und, davon: Die Zeichensetzung verweist auch auf Rückbezügliches, auf ein Davon-Kommendes, auf Möglichkeiten, die wieder hoffen lassen – im Sinne des diesjährigen Eröffnungsredners Vilém Flusser: ‚Für die Nomaden ist das Besitzen von Begriffen ein Wahnsinn. Und für die Seßhaften ist das undefinierte Herumschweifen in der Erfahrung ein sinnloses Geschwafel.‘ Aber: ‚Wir sehen nicht mehr ein Nichts, sondern konkrete (wenn auch unsichtbare) Beziehungsfelder.‘“
—Horst Gerhard Haberl

Unter der Leitung seines zweiten Intendanten Horst Gerhard Haberl, der bereits seit 1974 durch kuratorische Projekte sowie die pool-Gruppe mit dem Festival verbunden war, eröffnete der steirische herbst 1990 unter dem Leitmotiv auf, und, davon. Insgesamt stellte Haberl seine Intendanz unter den Grundgedanken einer „Nomadologie der Neunziger“, mit dem der steirische herbst zu einer „Kultur der Mobilität“ überleiten sollte, „als möglichen dritten Weg jenseits von Avantgarde und Postmoderne“ (Programmheft).

Die Festrede zur Eröffnung hielt der Philosoph Vilém Flusser, neben Peter Strasser der wichtigste theoretische Einfluss für Haberls Konzept. Die Eröffnung fand mit dem musikprotokoll an einem neu gewonnenen Veranstaltungsort statt, der eindrucksvollen Montagehalle einer alten Straßenbahnremise. Im Zeichen einer Entgrenzung des Klangspektrums wurden dort unter der Formel „Raum und Licht“ zahlreiche Werke uraufgeführt, die teils eigens für diesen Ort komponiert wurden, unter anderem von Karlheinz Essl, Peter Eötvös und Christian Muthspiel. Dem nomadischen Prinzip des Zeltes entsprechend wurde in der Alten Remise auch ein Architekturwettbewerb für eine mobile Veranstaltungshalle als „Zeichen kultureller und intellektueller Beweglichkeit“ ausgeschrieben. Weiterhin gab es in der Neuen Remise das Café Paradox – ein Beitrag zu Expo 95.

Im Palais Attems fand die Fotoausstellung Die Sehnsucht der Pinguine von Willy Puchner statt, der auch das Plakatmotiv lieferte. Neben dem Musik- und Literatursymposion und dem Symposion für Fotografie XI gab es 1990 außerdem ein Symposion zu Arno Schmidt, ein Symposion Trans-Garde (zur Literatur der Grazer Gruppe) und ein Solar Symposion der Universität Graz. Im öffentlichen Raum fand das Projekt Platz machen! Zur Umgestaltung des Fischplatz (heute: Andreas-Hofer-Platz) mit verschiedenen künstlerischen Entwürfen und Interventionen statt.

Programm

Programmübersicht

Symposion

A Day on the Third Way

Endlosvernissage

Open Space

Festivaleröffnung

4.10., 17:00
Alte Remise
Eröffnung Café Paradox: Herr Ober, da ist ein Löffel in meiner Tasse Konzeption: Werner Wolf 

Veranstaltungsorte

Alte Remise, Graz

Andreas-Hofer-Platz, Graz

Aula des Bundesschulzentrums, Deutschlandsberg

BORG, Kindberg

Brüderlein Fein, Graz

Böhler GmbH, Mürzzuschlag

CCW, Cultur Centrum Wolkenstein, Stainach/Ennstal

Congress Graz / Stefaniensaal, Graz

Dom, Graz

Eisenwerk Breitenfeld, Mitterdorf

Floß auf der Mur, Graz

Forum Stadtpark, Graz

Galerie Artelier Contemporary, Graz

Galerie Bleich-Rossi, Graz

Galerie CC, Graz

Galerie Droschl, Graz

Galerie Freiberger, Mürzzuschlag

Galerie Griss, Graz

Galerie H. + W. Lang, Graz

Galerie Lendl, Graz

Galerie Urania, Graz

Gasthaus Koller, Wartberg/Mürztal

Gasthof Fuchs, Mitterdorf

Gasthof Huber/Narnhofer, Mürzzuschlag

Handelskammer, Mürzzuschlag

Hauptplatz, Graz

Haus der Jugend, Graz

Holzmuseum, St. Ruprecht/Murau

Hotel Post, Kindberg

Hotel Weitzer, Graz

Karl-Franzens-Universität, Graz

Kastner & Öhler, Graz

Koralmhalle, Deutschlandsberg

Kulturhaus Graz, Graz

Künstlerhaus, Graz

Meerscheinschloß, Graz

Musikschule Deutschlandsberg, Deutschlandsberg

Neue Galerie Graz, Graz

Palais Attems, Graz

Palais Meran, Graz

Pfarrkirche Wartberg, Wartberg/Mürztal

Pfarrsaal Krieglach, Krieglach

Refektorium des Münsters, Neuberg/Mürz

Schloss Eggenberg, Graz

stadtmuseumgraz, Graz

Universität Graz, Graz

Volksschule, St. Lorenz, St. Lorenzen am Wechsel

Werkstadt Graz, Graz

Publikationen

Programmbuch des steirischen herbst 1990: steirischer herbst Veranstaltungsges.m.b.H., steirischer herbst ’90 (auf, und, davon / Eine Nomadologie der Neunziger) (Graz:  1990)

Horst Georg Haberl, Werner Krause und Peter Strasser, auf, und, davon. Eine Nomadologie der Neunziger (herbstbuch eins) (Graz: Verlag Droschl, 1990)

→  Hier erhältlich

Horst G. Haberl, Orhan Kipcak, Werner Krause und Peter Strasser, auf, und, davon. Eine Nomadologie der Neunziger. Herbstschrift Eins/1 (Graz: Verlag Droschl, 1990)

→  Hier erhältlich

Horst G. Haberl, Orhan Kipcak, Werner Krause und Peter Strasser, auf, und, davon. Eine Nomadologie der Neunziger. Herbstschrift Eins/2 (Graz: Verlag Droschl, 1990)

→  Hier erhältlich

Horst G. Haberl, Orhan Kipcak, Werner Krause und Peter Strasser, auf, und, davon. Eine Nomadologie der Neunziger. Herbstschrift Eins/3 (Graz: Verlag Droschl, 1990)

→  Hier erhältlich

Grazer Kunstverein, Durch 8/9. Lotte or the Transformation of the Object (Graz: Akademische Druck- und Verlagsanstalt Graz, 1990)

Retrospektive
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