Programm-Direktorium

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1974 verkleinerte sich das Programm-Kuratorium und wurde zum Programm-Direktorium, das die für die einzelnen Programmreihen zuständigen Personen umfasste. Dabei blieben Otto Breicha (Leiter Kulturhaus der Stadt Graz), Emil Breisach (Intendant des ORF-Landesstudio Steiermark), Horst Gerhard Haberl (Kunsthistoriker und Kurator, seit 1969 Werbemanager bei Humanic und Mitbegründer von pool Graz/Wien), Paul Kaufmann (Generalsekretär), Carl Nemeth (Honorarprofessor, Intendant der Vereinigten Bühnen Graz) und Wilfried Skreiner (Leiter Neue Galerie Graz). Neu hinzu kamen Alfred Kolleritsch (Schriftsteller und Philosoph, Gründungsmitglied und Direktor Forum Stadtpark) und Peter Vujica (Musikkritiker, Kulturredakteur, Komponist und Autor).

Am 10. Dezember 1974 konstituierte sich aufgrund eines Übereinkommens des Landes Steiermark und der Stadt Graz auch ein neues Präsidium II, in dem Kurt Jungwirth 1976 die Nachfolge Hanns Korens als Präsident antrat. Er hatte dieses Amt bis Ende 2006 inne.

Die 1973 eingeführte Unterscheidung zwischen einem Haupt- und einem Rahmenprogramm wurde vorerst beibehalten, ab 1976 wurde dann zwischen einem zeitlich vorgezogenen Vor + Informationsprogramm (später steirischer vorherbst) und einem über das Vorprogramm hinausreichenden Hauptprogramm unterschieden – was die Programmhefte nicht unbedingt übersichtlicher machte.

Im Bereich Bildende Kunst trat weiterhin lediglich Horst Gerhard Haberl als Kurator hervor. Während alle anderen Ausstellungen in den Programmheften lediglich einen Veranstalter benennen (in der Regel ist dies die Institution oder Galerie), ist Haberl der Einzige, der explizit als Kurator der von ihm im Kontext der Kunstproduzentengruppe pool organisierten Schauen erwähnt wird: 1973 bei Körpersprache ‒ Bodylanguage und 1974 bei Kunst als Lebensritual. Beide Veranstaltungen befassten sich auf hohem internationalem Niveau jenseits der trigon-Länder mit aktuellsten Tendenzen der zeitgenössischen Kunst. Insbesondere ging es dabei um interdisziplinäre und intermediale Techniken, sozialpolitische und feministische Ansätze, Aktionen und Prozesse sowie letztlich um die Aufhebung der Kluft zwischen Kunst und Leben, wie sie nach Peter Bürger für die künstlerische Avantgarde wesentlich ist. Außerdem fanden beide Ausstellungen in institutionell unabhängigen Räumlichkeiten statt: für Körpersprache ‒ Bodylanguage in einem Zelt im Volksgarten, Kunst als Lebensritual in der poolerie, einem von der Produzentengruppe pool neu gegründeten Aktions- und Ausstellungsraum in einem Gewölbekeller in der Innenstadt.

1975 wurde mit der Gründung der Steirischer Herbst Veranstaltungsgesellschaft mbH ein zusätzliches Nebenprogramm mit eigenen Veranstaltungen eingeführt. Die erste Veranstaltungsreihe der GmbH im Hauptprogramm nannte sich open house; unter dem Vorsatz einer „Publikumserweiterung für zeitgenössische Kunst“1 gehörte zu ihr auch erstmals ein umfangreiches Kinder- und Jugendprogramm mit Chanson, Pantomime, Kleintheater und Zirkus. Mit einer bunten Formatvielfalt stach das open house deutlich aus dem offiziellen herbst-Programm hervor, das avantgardistisch und streitbar, aber längst nicht immer populär war. open house lief in den ersten beiden Jahren über die gesamte Festivallaufzeit und wurde danach auf eine Woche komprimiert. Untergebracht im Haus der Jugend (Orpheum) entwickelte es sich zu einem offenen Vermittlungs- und Bildungsprogramm, das mit Lesungen und Workshops aktuelle Themen ansprach.

1

Paul Kaufmann (Hrsg.), 10 Jahre steirischer herbst (Graz: Styria, 1977), S. 158.

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